Der Geist des Herrn Mattausch


Diese Geschichte habe ich leider nie weitergeschrieben, den Anfang aber spaßeshalber einmal vertont. Unter der Hörprobe gibt es den Text auch noch einmal zum Nach- oder Mitlesen.

Es war ein Witz, nichts weiter. Ein Running Gag, der für Erheiterung sorgte, wann immer ein Kugelschreiber verschwand, eine Tasse zu Bruch ging oder ein unverortbares Klopfen durch die langen Flure hallte.

„Es ist der Geist des Herrn Mattausch!“

Natürlich war das Blödsinn. Kugelschreiber wurden versehentlich – oder auch nicht versehentlich – von anderen eingesteckt, Tassen wurden fallen gelassen und wenn im Herbst die Heizung aufgedreht wurde, knackten und klopften die Heizungsrohre.

Abgesehen davon war Herr Mattausch nicht einmal tot. Er war lediglich in den von ihm und allen anderen um ihn herum lang ersehnten Ruhestand gegangen.

„Ich kann Ihnen sagen: Sobald mein letzter Arbeitstag vorüber ist, werde ich mich in die Karibik absetzen. Und Sie können sicher sein, dass ich Ihnen keine Postkarte schicken werde. Sie sehen und hören nie wieder von mir.“

Niemand zweifelte an der Wahrhaftigkeit dieser Aussage und niemand war überrascht oder traurig, als Herr Mattausch ohne Abschiedsworte sein Büro verließ und sein Versprechen wahr machte.

Sie hatten eine kleine Büroparty veranstaltet und sogar mit Sekt angestoßen, keine zwei Minuten, nachdem er das Gebäude verlassen hatte.

Aber nun hatte er sein Versprechen gebrochen. Ilona sah ihn nämlich doch wieder, als sie in den verwinkelten Gängen des alten Luftschutzbunkers unter dem Gebäude vor Schreck die Taschenlampe fallen ließ und der Lichtkegel das aschfahle, eingefallene Gesicht von Herrn Mattausch einfing, der aus toten Augen ins Leere starrte.

Plötzlich war das alles so gar nicht mehr witzig.